Entscheidung zum Harzring verschiebt sich

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Avacon benötigt für die technischen Planungen mehr Zeit und will Anregungen berücksichtigen

Mit der Entscheidung, ob die neue Stromtrasse nach Dingelstedt nun als Freileitung oder als Erdkabel kommt, müssen sich die Bürger noch eine Weile gedulden. Verfechter einer Erdkabelvariante bewerten diese Nachricht als positiv.

Die mit Spannung erwartete Entscheidung zum Harzring, jener angekündigten 110 KV-Leitung, die künftig die Stromversorgung in der Region nördlich des Huy stabilisieren soll, war für Ende des Jahres vorgesehen. Jetzt hat der Netzbetreiber Avacon mitgeteilt, dass die Ergebnisse der Leitungsplanung nach dem jetzigen Arbeitsstand nicht vor Frühjahr zu erwarten sind.

Gründe dafür seien, dass die Avacon umfangreiche technische Planungen durchführt und verschiedene Alternativen prüft „Wir machen uns die Entscheidung nicht leicht und haben die Anregungen, die wir in unseren Informationsveranstaltungen und zahlreichen Einzelgesprächen erhalten haben, in unser Untersuchungen aufgenommen“, begründet Avacon-Sprecherin Corinna Hinkel den Zeitverzug. Dies nehme leider mehr Zeit in Anspruch, als bei den bisherigen Gesprächen angekündigt.

Maik Berger (SPD), Ortsbürgermeister von Aderstedt, der die Online-Petition gegen eine Freileitung angeschoben hat, begrüßt diese Information zur Verzögerung ausdrücklich. „Dass die Avacon die Frist zur Vorstellung der finalen Pläne bis in das Frühjahr 2019 verlängert, zeigt doch, dass in das ganze Verfahren Bewegung gekommen ist.“

Nicht zuletzt sei durch die Online-Petition, die Stellungnahmen der Gemeindegremien, die Anfrage im Landtag und eine Eingabe im Petitionsausschuss die Stimmungslage in der Region hinreichend bekannt geworden. Auch der Landkreis unterstütze die Umsetzung als Erdkabelvariante.

Maik Berger ist überzeugt, dass ohne die breite Öffentlichkeit die Planungslage ein andere und die Trasse als Freileitung geplant worden wäre. Er habe sogar erfahren, dass die Nordvariante, die zunächst nur als Freileitung im Gespräch war, nun auch als Erdkabelvariante betrachtet würde. „Das war anfangs nicht vorgesehen und ist ein Zeichen dafür, dass die Bedenken der Bevölkerung angekommen sind.“

Für den Vorsitzenden des Fördervereins „Zwischen Huy und Bruch“, Bernd Fuhrmeister, ist allein die Tatsache, dass die Planung nun länger dauert, noch kein Indiz für eine Tendenz in Richtung Erdkabel. „Wir sind am Ende erst klüger, wenn die Entscheidung, welcher Trassenverlauf kommen soll und ob dieser als Freileitung oder Erdkabel gebaut wird, tatsächlich vorliegt.“ Dann allerdings werden viele Bürger aktiv werden, sollte die Entscheidung wirklich gegen die von der Öffentlichkeit favorisierte Erdkabelvariante fallen.

Der Huy-Gemeinderat hat sich einstimmig gegen eine Freileitung positioniert und fordert die unterirdische Verlegung der Stromleitung. Bürger und Gemeinderat verweisen in ihrer Stellungnahme auf die Flora und Fauna, befürchten nachhaltige Schäden für den Natur- und Kulturraum. Zudem hätte eine oberirdische Trasse Einwirkungen auf das jüngst erarbeitete Tourismuskonzept der Region Huy und Osterwieck.

Für Huy-Bürgermeister Thomas Krüger (CDU) ist vor allem wichtig, dass der Harzring schnellstmöglich gebaut wird. „Wir brauchen dringend eine stabile Stromversorgung.“ Er befürchte eine weitere Verzögerung vor allem für den Fall, sollte die erste Entscheidung für eine Freileitung fallen. „Dann kann sich Avacon auf eine Flut von Einsprüchen einstellen.“ Er bewerte daher die Nachricht über die Verzögerung bei den Planungen des Netzbetreibers als positiv. Das zeige, dass genau gearbeitet wird. „Nicht nur die örtlichen Energieberater haben den Verantwortlichen nahe gelegt, das Thema Erdkabel zu favorisieren.“ Auch er und seine Osterwiecker Amtskollegin Ingeborg Wagenführ (parteilos) wollen sich noch einmal mit einer eindeutigen Botschaft und allen Bedenken an den Avacon-Vorstand wenden.

Thomas Krüger weiß sogar, dass mittlerweile in der Chefetage über eine Teilverkabelung nachgedacht wird, die vorher nie ein Thema war. Diese Information könnte speziell für Hoffnung bei den Dingel-stedter Luftsportlern sorgen. Diese befürchten zurzeit, bei einer Entscheidung für die Nordvariante als Freileitung, das Aus für ihre Pläne, in Dingelstedt ein Luftsportzentrum zu entwickeln. Die bisherige Planung mit 40 Meter hohen Strommasten würde zunächst parallel zur Landebahn führen und westlich des Flugfeldes direkt die Einflugschneise queren. An dieser Stelle würde ein eventuelles Erdkabel alle Sorgen beheben. Daher hoffen nun auch die Mitglieder des Luftsportvereins Dingelstedt, dass die angekündigte Verzögerung in der Planung ein Umdenken bei Avacon in Richtung Erdkabel bedeuten könnte.

„Dass die Avacon die Frist zur Vorstellung der finalen Pläne bis in das Frühjahr 2019 verlängert, zeigt doch, dass in das ganze Verfahren Bewegung gekommen ist.“

Halberstädter Volksstimme vom 28.11.2019

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