Maik Berger, Sprecher der Bürgerinitiative gegen die 110 KV-Freileitung, zieht eine Zwischenbilanz
Seit die Avacon verkündet hat, den Harzring von Wasserleben nach Dingelstedt als Freileitung bauen zu wollen, formiert sich Widerstand. Eine Bürgerinitiative wurde gegründet und viele Gespräche geführt. Maik Berger, Sprecher der Initiative, berichtet über das jüngste Treffen.
Dingelstedt | „Von diesem Termin habe ich mir mehr versprochen“, sagt Maik Berger (SPD), Sprecher der Bürgerinitiative „Freie Sicht auf Huy und Bruch“, die den Plan der Avacon, den 110-KV-Harzring als Freileitung bauen zu wollen, verhindern möchte. Alternativ zu den drohenden Strommasten fordert die Bürgerinitiative die Verlegung als Erdkabel.
Kürzlich fand nun ein internes Gespräch statt, an dem drei Vertreter der Avacon, die Sprecher der Bürgerinitiative Maik Berger, Dirk Spangenberg und Heiko Bode, die Bürgermeister von Huy und Osterwieck, Thomas Krüger (CDU) und Ingeborg Wagenführ (Buko), sowie der Vorsitzende des Gemeinderates Klaus Moetefindt (CDU) teilnahmen. Gegenstand dieses Treffens war die Offenlegung der Kalkulation der Avacon, die besagt, dass die Verlegung der Trasse unter die Erde zu teuer sei. Die Berechnung der Avacon geht von einem Kostenfaktor 3,1 aus, die das Erdkabel teurer wäre, als die gleiche Strecke als Freileitung. Das Energiewirtschaftsgesetz sieht vor, dass bis zu einem Kostenfaktor 2,75 der Netzbetreiber sogar die Pflicht hat, ein Erdkabel zu verlegen. Weil die Bürgerinitiative die Berechnung der Avacon anzweifelt, hatten sich die Sprecher von diesem Termin nun mehr Transparenz versprochen. „Die Avacon hat uns die Zahlen präsentiert, die wir bereits kannten“, beschreibt Maik Berger den Ablauf des Treffens. Auch Teile der Kostenkalkulation wurden vorgestellt.
Grundsätzlich werden zwei Varianten betrachtet, eine südliche Huy-nahe Variante und die sogenannte Nordvariante. „Bei der Berechnung hat man nun die Südvariante detailliert als Erdkabel und Nordvariante als Freileitung geplant und berechnet“, so Berger. Die Erdkabelvariante sei teilweise als offene Grabenbauweise und als Pflugverfahren geplant. Generell nur dieses normalerweise weniger aufwändige Pflugverfahren anzuwenden sei nicht möglich, weil schwierige Bodenverhältnisse angenommen werden und die jeweiligen Abschnitte für die Maschinen eine gewisse Mindestlänge benötigen.
Die Nordvariante hätte man nur überschlägig als Erdkabel betrachtet und dabei festgestellt, dass eine Gegenüberstellung von Erdkabel und Freileitung in dieser Variante nicht lohnen würde, da der Kostenfaktor noch höher sei. „Hier soll es auf die Länge der Leitung ankommen, und die Südvariante ist nun mal die kürzeste Strecke.“
Auf seine konkrete Nachfrage, wann der im Gesetz festgelegte Kostenfaktor von 2,75 überhaupt eingehalten werden könnte, hab er seitens der Avacon eine sehr ernüchternde Antwort erhalten. „Eigentlich nie.“ Die Erläuterung dazu: „Wir wurden auf eine ähnliche Leitung in der Altmark verwiesen, die nun zwar als Erdkabel verlegt wird, allerdings werden die ursprünglich sechs Strängen auf drei reduziert.“ Eine solche Variante komme beim Harzring nicht infrage, hier würden alle sechs Stränge benötigt.
Landwirt Heiko Bode vertritt in der Bürgerinitiative die Landwirte der Region, die sich mehrheitlich gegen eine Freileitung ausgesprochen haben. Bode habe erneut sehr deutlich erklärt, dass er sich gegen eine Freileitung über seine Grundstücke mit allen Kräften wehren wird, berichtet Berger. „Doch selbst eine drohende Klage mit erheblichem Verzögerungspotenzial hat die Avacon-Vertreter unberührt gelassen.“ Man bereite sich für die Antragstellung im Planfeststellungsverfahren einzig und allein auf die Freileitung vor. Entsprechende Gespräche mit Grundstückseigentümern sollen in diesem Jahr laufen, so dass am Zeitplan für das Planfeststellungsverfahren im ersten Quartal 2020 festgehalten werden kann.
Falls dann das Landesverwaltungsamt eine andere Lösung vorschreibt, werde man sich mit dem Erdkabel befassen. „Eine von uns vorgeschlagene neutrale Begutachtung vor dem Planfeststellungsverfahren hat die Avacon abgelehnt.“ Man verwies auf das Verfahren, vorher werde man keinen Zugang zu den Daten gewähren.
„Dabei wäre damit allen geholfen“, ist Maik Berger überzeugt, der mit seinen Mitstreitern nach wie vor die Berechnung der Avacon anzweifelt. „Wir könnten aufzeigen, dass ein Erdkabel auch günstiger gebaut werden kann, und die Avacon hätte dann sogar einen Vorsprung in der Planung und im Bau.“ Wenn der Faktor von 2,75 unterschritten wird, muss ein Erdkabel gelegt werden. Ein Planfeststellungsverfahren ist dann nicht mehr notwendig!
Nun konzentriert sich die Bürgerinitiative auf ein Gespräch im Landesverwaltungsamt und hofft, dass der Petitionsausschuss des Landtages in den Huy kommen wird. Darüber wird in seiner nächsten Sitzung entschieden. „Ich habe die Wiederaufnahme meiner Petition gegen die Freileitung auch im Namen der Bürgerinitiative beantragt“, so Maik Berger, der bei diesen nächsten Schritten auf die Unterstützung der Politik setzt. Bisher haben die Landtagsabgeordneten Wolfgang Aldag (Grüne), Andreas Steppuhn (SPD) sowie Bernhard Daldrup und Daniel Szarata (beide CDU) ihre Unterstützung beim Kampf gegen die Freileitung zugesagt.
Enttäuschung nach dem Treffen (Artikel in der Volksstimme)