Sicherheitsbedenken gegen Freileitung

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Ortswehrleiter formuliert seine Sorgen, nennt Beispiele und zeigt die Vorteile eines Erdkabels auf

Nach der Informationsveranstaltung zur geplanten Freileitung gibt es viele Diskussionen. Bürger sind enttäuscht, dass ihr Wille und ihre Ängste bei der Entscheidung der Avacon nicht berücksichtigt wurden. Ernste Sicherheitsbedenken gegen eine Freileitung äußert Dingelstedts Ortswehrleiter.

Dingelstedt | „Auch einige Tage nach der Veranstaltung schwankt mein Gemütszustand zwischen Zuversicht und Wut“, ist auf der Homepage der Bürgerinitiative „Freie Sicht auf Huy und Bruch“ zu lesen. Thomas Steckhan aus Dingelstedt spricht damit aus, was viele Bürger nach dem Informationstreffen mit der Avacon empfinden.

Viele sind enttäuscht von diesem Treffen, zu dem die Avacon eingeladen hatte, mussten sie doch erfahren, dass die Entscheidung, den Harzring als Freileitung und nicht als Erdkabel zu bauen, getroffen wurde, ohne die Bedenken und die Ängste der Bürger zu berücksichtigen.

Neben Einwänden und Protesten von Anwohnern, Landwirten und Landeigentümern, die sich einmütig für ein Erdkabel und gegen eine Freileitung gerichtet hatten, wurden auch ernste Bedenken zur Sicherheit geäußert. So hatte sich Stefan Thielbeer, der Ortswehrleiter der Dingelstedter Feuerwehr, zu Wort gemeldet und seine Sicht als Feuerwehrmann geäußert. Weil er jedoch keine konkreten Beispiele parat hatte, musste er sich mit der Aussage des Avacon-Projektleiters Mario Brohms, „unsere Leitungen sind 99,99 Prozent sicher“, erst einmal zufrieden geben.

„Ich habe mich mittlerweile genau informiert und möchte meine Sicherheitsbedenken gegenüber einer Freileitung noch einmal bekräftigen“, teilt Stefan Thielbeer nun mit. Die meisten Sorgen mache er sich über den Klimawandel und die damit verbundenen Wetterextreme wie Hitze, Eisregen, starke Gewitter, Hagel mit zunehmend großer Körnung und immer mehr Stürmen, selbst bis hin zu Tornados.

„Eine Freileitung ist allen Wettereinflüssen schutzlos ausgesetzt.“ Im Sommer, bei extremer Hitze, dehne sich die Freileitung durch die Erwärmung aus und hänge deutlich tiefer über dem Boden. Er habe erfahren, dass mancherorts sogar Holzgerüste an Straßen aufgestellt werden müssten, damit der Verkehr nicht beeinträchtigt wird. „Im Winter kann eine Freileitung mit Eisregen beaufschlagt werden.“ Es sei schon vorgekommen, dass Leitungen unter der Last des Eises sogar gerissen sind.

„Vor allem jedoch nehmen in der jüngsten Vergangenheit in unserem Landstrich die Stürme zu, die sich in einigen Orten zu Windhosen und sogar zu Tornados gesteigert haben. Durch die Gewalt dieser Wetterextreme sind schon ganze Orte in Trümmer gelegt worden. Diese extremen Stürme machen nicht Halt vor Freileitungen und deren Masten.“ Belegte Beispiele gebe es aus dem Saalekreis, als 2013 der Sturm eine Überlandleitung herunter gerissen hat, oder 2015, als bei Bad Lauchstedt ein Wirbelsturm Masten niedergerissen hat. In Abschnitten, die mit Bäumen gesäumt sind, sei das Risiko noch größer, berichtet Thielbeer. „Bäume bieten mehr Angriffsfläche für Stürme und können in die Leitungen stürzen.“

Weitere Bedenken kämen sofort, wenn er über die elektro-magnetischen Spannungen und Felder nachdenke. „Solchen Spannungen sagt man nach, dass sie Gewitter erst noch anziehen.“ Dabei möchte er sich nicht ausmalen, was passiert, wenn Blitze in die Freileitung und das geplante Umspannwerk einschlagen. Auch dafür gebe es ein Beispiel: „In Brandenburg ist 2017 ein Blitz in das Umspannwerk eingeschlagen.“

Unter dem Strich sei klar, dass so gut wie alles gegen diese Freileitung und für die Verlegung der Trasse als Erdkabel spricht. Wäre da nicht das Energiewirtschaftsgesetz, das vorsieht, dass eine Erdtrasse maximal 2,75 mal teurer sein darf, als die Freileitung. Nach den Berechnungen der Avacon sei dieser Faktor beim Harzring mit 3,1 überschritten. „Hier müssen wir ansetzen und beweisen, dass es auch kostengünstiger geht“, hat sich die Bürgerinitiative „Freie Sicht auf Huy und Bruch“ vorgenommen.

Volksstimme vom 05.06.2019

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